Ich sortiere gerade meinen Technikschrank und dabei fiel mir mein Akkustik-Koppler Radio Shack TRS-80 AC-3 in die Hände, mit dem ich Mitte der 80er das erste Mal online war. Ich hatte dazu ein 20 meter langes Telefonkabel mit einem schwer zu beschaffenden Telefon-Klinkenstecker in mein Zimmer nach oben gelegt. Die Geschwindigkeit maß man damals noch in Baud, die Post war für die Telekommunikation zuständig und nutze ihr Monopol für einen absolutistischen Regelwahn und hohe Preise für’s Telefon. Modem? – Verboten! Ich errinnere mich, wie ich in Lübeck Anfang Dezember Informationen zu Datex-P haben wollte: „Oh, da müssen wir mal gucken, wo wir das haben, Sie sind der erste in diesem Jahr.“ von Internet sprach noch niemand, wohl aber von BBS und DFÜ oder Usenet.

AKKUSTIK-KOPPLER

Jedes Husten verschob die Bits, so dass man nur noch wirre Zeichen sah, bis sich das Gerät wieder fing, man konnte Text ohne Probleme mitlesen, weil er so langsam auf dem Fernseher oder Grünmonitor erschien. Andi Müller Maguhn hatte sich ein RS232-Anschluss für den Joystickport seines Atari 600 gelötet, an den er sein Datenklo anschließen konnte. Die Post hatte gerade erst BTX gestartet, das geheime Passwort des BTX-Terminals am Hauptbahnhof hieß „POST“, manche Großrechner machten einen zum Admin, wenn man drei mal das falsche Passwort eingegeben hatte.

Und Datenfernübertragung klang noch schön, wie eine Mischung von Datasette und Fax.

TRS-80 Acoustic Coupler

Und das war noch Jahre vor der Erfindung von Gopher, das heute nur die wenigsten noch kennen, weil das einfach vor ihrer Zeit war. Wahrscheinlich waren wir damals wirklich eine Art Avantgarde und haben uns mit Dingen beschäftigt, die im Bewusstsein der Anderen erst zehn Jahre später ankamen. „Neuromancer“ ist auch schon von 1984, der „Schockwellenreiter“ von 1975.

Postzugelassener Akkustik-Koppler

Später gab es den Koppler auch schneller, Post-zugelassenen und mit BTX-Mode.