Kurzkritik Canon EOS 7D
Seit ein paar Wochen habe ich die Eos 7D für ein Buchprojekt hier und möchte eine kurze Zusammenfassung meiner Erfahrungen geben:
Schon die technischen Daten bei der Vorstellung machten mir zugegebenermaßen den Mund leicht wässerig:
- Reihenaufnahmen mit bis zu 8 B/s
- ISO-Bereich erweiterbar bis zu 12.800
- Sucher mit 100 % Gesichtsfeld
- Weitbereich-Autofokus mit 19 Kreuzsensoren
- iFCL AE-Messsystem
- Dual “DIGIC 4”
- Aufzeichnung von 1080p Full-HD-Videos
- Integrierter Speedlite Transmitter
- Robustes Gehäuse aus Magnesiumlegierung
In der Praxis sind diese Daten tatsächlich zu einer hochinteressanten Kamera verschmolzen. Der Sucher ist hervorragend, der interne Speedlitetransmitter bessser als der STE-2 und absolut vergleichbar mit den Fernsteuerungsöglichkeiten eines 580 EXII, Die Kamera ist schnell, der Autofokus bei bewegten Motiven eine Freude und bei schwachem Licht immer noch sehr gut. Das Gehäuse macht einen sehr hochwertigen Eindruck, allerdings mit zwei Einschränkungen:
- Der eingebaute Blitz verlässt sich auf einen mechanischen Sensor rechts im Blitzschuh, um festzustellen ob ein externer Blitz aufgesteckt wurde. Das System ist unzuverlässig und führt dazu, dass der Blitz auch mal nicht ausklappt, wenn der Sensorstift sich verhakt hat. Ohnehin macht der Blitzmechanismus den schwächsten Eindruck am Gehäuse.
- Das Programm-Einstellrad ist genau wie in der 5D MkII eine blöde Amateurlösung, weil es sich im Praxiseinsatz gerne mal von alleine verstellt. Wenn man von Av auf M rutscht und dann mit irgendwelchen historischen manuellen Einstellungen weiterfotografiert, ist das sehr ärgerlich. Hier sollte Canon bei den nächsten Semiprofikameras nachbessern! UPDATE: Ich habe gerade die 60D in der Hand, und Canon hat das tatsächlich verbessert, in der Radmitte sitzt eine Verriegelung 🙂
Was mir hervorragend gefällt, ist das neue Bedienkonzept. LiveView und Video ist endlich logisch eingebunden, viele Details sind klarer durchdacht als bei der 5D Mk II, die trotzdem auch eine gute Usability aufweist. Aber nach einem Tag Umgewöhnung schon macht die 7D einen besseren Eindruck, was das Bedienkonzept betrifft. Allerdings sollten Sie sich die AF-Wahl sofort auf den Mikro-Controller legen, das macht die Bedienung schneller und eleganter.
Die High-ISO-Qualität ist gut, wird aber von der 5D Mk II übertroffen, der größere Sensor hat physikalische Vorteile, die auch 2 Digic4 Prozessoren nicht wegrechnen können. Die Belichtungskorrektur ist mit +-5 Blenden endlich ausreichend, der Stromverbrauch trotz der hohen Prozessorleistung erfreulich gering. Mit einer Akkuladung kam ich in der Praxis auf gut 800 Auslösungen, ohne Blitzverwendeung wären es noch mehr geworden.
Fazit: eine hervorragende Kamera, ich würde trotzdem wieder die 5D MkII wählen, weil Bildqualität und Weitwinkeltauglichkeit für mich wichtiger sind als Geschwindigkeit und AF. Trotzdem wäre ich sehr froh, wenn in meine nächste Vollformatkamera einiges von der 7D eingeht, denn in manchen Bereichen ist sie einen großen Schritt weiter als die 5D Mk II. Auf einen eingebauten Blitz kann ich allerdings verzichten.
Vielen Dank für die Kurzbewertung, die hat mir doch durchaus schon einiges vor Augen führen können.
Es scheint so, als ob sich sehr viele Blogger eine Fusion aus 5D MK II und 7D wünschen. Quasi eine 7D mit Vollformatsensor und ohne internen Blitz (den auch ich über finde).
Schön an der 7D ist auch die integrierte digitale Wasserwaage, die mehr als nur eine technische Spielerei ist. Ganz toll: Der native Videomodus, der sich über einen sehr gut zugänglichen Knopf mit Hebel einstellen lässt (Switch von Foto auf Video und Start/Stop-Funktion).
Schade ist, dass aufgrund des sehr viel kleineren Sensors sehr viel Unschärfentiefe verloren geht, was natürlich für einen Kinolook sehr wichtig ist. Das sieht man auch den Fotos deutlich an. Man braucht also sehr viel lichtstärkere Objektive (mindestens 2.8), um richtig schön freizustellen.
Ein tolles Objektiv für die 7D ist übrigens das 60mm EF-S USM mit 2,8 Lichtstärke. Knackig scharf, 1A-Abbildungsleistung und sehr lichtstark. Super für Close-Ups im Filmmodus und Portraits im Fotomodus – und natürlich als Macrolinse für Naturaufnahmen. Eine vergleichbare Optik für die 5D MK II ist schwer zu finden, bzw. um einiges teurer.
Die 7D dürfte vor Allem für Sport-, und Hochzeitsfotografen sehr interessant sein, da sie verdammt schnell ist, bzw. sein kann – die richtigen Speicherkarten vorausgesetzt (quasi ein Maschinengewehr).
Ich für meinen Teil bin auch hin- und hergerissen zwischen der 5D MK II und der 7D. Es wird aber wohl vorerst bei der 7D bleiben, da mir der höhere Bedienkomfort doch wichtig ist und ich viel im Filmmodus arbeiten möchte, der bei der 5D MK II zwar die bessere Qualität hat, aber in der Bedienung (noch) ein echter Krampf (für mich) ist.
Wenn man wirklich lichtstarke Objektive verwendet, ist das Bokeh an der 7D auch schön. Der Videomodus ist an der 5D MKII mit der Kombination LiveView- und Set-Taste auch sehr schnell aufzurufen, wenn man sich das erst einmal vernünftig konfiguriert hat.
Mir würde an der 7D das 35mm f/1.4 fehlen und der extreme Weitwinkelbereich, aber die Kamera selbst ist wirklich sehr gut geworden. Die Moirees bekommt man vielleicht besser in den Griff, wenn man die Schärfe über die PictureStyles verringert. Video wird an der 5DMkII erst richtig spannend, wenn das nächste Firmware-Update auch 24/25 FPS liefert.